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27/11/2013

"Französinnen sind zuallererst Frauen – dann Mütter"

elisabeth badinterDie französische Feministin Elisabeth Badinter spricht im F.A.Z.-Interview über weibliche Rollenmuster, Kindererziehung und den Unsinn eines Prostitutionsverbots.


Madame Badinter, die jungen Französinnen wollen nicht mehr Europas Superfrauen sein, sondern ihre Mutterschaft genießen. Stimmt das?

Ich glaube zunächst einmal nicht, dass die Französinnen die perfekten Frauen Europas sind. Sie haben jedoch viel erreicht, wenn es darum geht, berufliche Pläne zu verwirklichen und dennoch nicht auf Kinder verzichten zu müssen. Aber das reicht nicht allen jungen Frauen. Es gibt es eine kleine, aber sehr aktive Minderheit, die eine neue Mütterlichkeit anstrebt.

Gibt es also eine Gegenbewegung der jungen Generation, die ihre Kinder anders großziehen will?

Nochmals: Wir sprechen hier nicht über die Mehrheit, sondern über meist gut ausgebildete, hochqualifizierte Französinnen, eine in gewissem Sinn privilegierte Minderheit von Frauen, die für einige Jahre im Beruf aussetzen, um sich ganz ihren Kindern zu widmen. Die Wirtschaftskrise in Frankreich ist sehr heftig, in vielen Unternehmen führt das zu einem rauhen Arbeitsklima. Das ist der Hintergrund, vor dem sich diese jungen Frauen entscheiden, zu Hause zu bleiben. Sie suchen ihre Bestätigung lieber darin, ihren Kindern eine perfekte Mutter zu sein, rund um die Uhr zuständig, zu allen Opfern bereit. Ja, lassen Sie es mich so formulieren: Sie wollen wie eine deutsche Mutter sein.

Woran liegt es, dass in den deutschen Medien immer häufiger die Schattenseiten des französischen Modells der Vereinbarkeit von Familie und Beruf betont werden?

Wahrscheinlich, weil es tröstlich für die deutschen Mütter ist, die ihr eigenes Modell in Frage gestellt sehen. In Frankreich haben wir das deutsche Modell kritisiert, das die Frauen in der Mutterrolle einhegt, und oft genug auf die schlechte demographische Entwicklung hingewiesen. Wenn jetzt aber Französinnen beginnen, ihr eigenes Modell zu verwerfen, dann ist die Situation der Frauen in Deutschland vielleicht doch nicht so schlecht? Ich glaube das nicht, aber dieser Eindruck soll erweckt werden.

Weiterlesen in der FAZ, 25/11/2013

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18:36 Publié dans P - Presse | Lien permanent

24/11/2013

"Wer schnattert, kriegt nichts mit"

Warum sind die Deutschen beim Essen so kleinbürgerlich und ungebildet? Ist 1968 schuld? Ein Gespräch mit Jürgen Dollase, Deutschlands einflussreichstem Gastronomiekritiker.

juergen_dolasse.jpgJürgen Dollase war Rockmusiker und ist heute Gastrokritiker. Er hat mit seiner Konzeption ("Neue deutsche Küche") modernen kreativen Köchen die Freiheit geschaffen, sich von der französischen Küche zu emanzipieren.



GESPRÄCH :  PETER UNFRIED

An einem trüben Spätherbsttag sitzen Bärbel und Jürgen Dollase zur Mittagszeit in der Küche des Düsseldorfer Restaurants U. vor je einem Glas Wasser. Am Herd steht Spitzenkoch Bastian Falkenroth und bereitet den Abend vor. Das U. öffnet erst um 19 Uhr. Die Dollases schätzen Falkenroths kreative Küche. Dollase reist und testet als Kritiker stets in Begleitung seiner Frau - und Hund Sophie. Bärbel Dollase hat seine Entwicklung vom ruinösen Rock-'n'-Roll-und-Roth-Händle-Leben zum intellektuellen Essphilosophen entscheidend beeinflusst. Am Gespräch teilnehmen will sie nicht.

sonntaz: Herr Dollase, ich kenne Goethe, Dutschke, das Werk von Neil Young, lese "New Yorker" und den Bericht des Weltklimarats. Nur über Essen weiß ich nichts. Was läuft schief?

Jürgen Dollase: Die soziale Rückkopplung scheint in diesem Bereich komplett zu fehlen. Bei Umweltverschmutzung reagiert man in Deutschland hysterisch. Aber die Verkopplung von Essen und Gesellschaft haben wir noch nicht verstanden. Das betrifft gerade auch die Intellektuellen. Wenn man aggressiv wäre, müsste man sagen: Schlecht essen ist wie sich nicht waschen.

Warum?

Essen ist einer der wenigen Bereiche, der alle Menschen von morgens bis abends betrifft und der einen riesigen Rattenschwanz von Folgen hinter sich herzieht, von der Gesundheit und dem psychischen Wohlbefinden bis hin zur Gestaltung unserer Städte. Es gibt Kleinstädte, da ist kein Restaurant mehr in der Mitte, ganz anders als etwa in Italien. Wer da Essen zur Geschmacksache erklärt oder zur Privatsache, der hat die Zusammenhänge nicht erkannt.

Sind Gesellschaften, die mehr fürs Essen ausgeben, auch kultivierter?

Strukturell im Grunde ja....

Weiterlesen in der TAZ, 23/11/2013 (als PDF)

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