10/04/2014
Immer gehts weiter - Die Autobiographie der Berliner Schauspielerin Ursula Werner
Geerdet, handfest, klar
von Georg Kasch
Sie war nie ein Star, und doch gehört sie zu den festen Säulen der (ost-)deutschen Theaterszene: Ursula Werner war die Mascha in Thomas Langhoffs legendärer "Drei Schwestern"-Inszenierung von 1979 am Berliner Maxim-Gorki-Theater, die Uraufführungs-Charlie in "Die neuen Leiden des jungen W." in Halle, und Rudi Strahl schrieb ihr die Eva der Erfolgskomödie "In Sachen Adam und Eva" auf den Leib.
Und doch wurde ihr größter, später Erfolg ein Film: "Wolke 9" von Andreas Dresen. Die Rolle einer verheirateten Frau im Rentenalter, die sich noch einmal verliebt, mit schonungslos offenen Sexszenen und berührenden Zärtlichkeiten. In Improvisationen mit einem vertrauten Team entstanden, wurde die Premiere in Cannes zum Durchbruch. Der Auftritt wäre für Ursula Werner beinahe geplatzt, weil der Regisseur ihrer damaligen Gorki-Produktion "Hamlet" die Hauptprobe auf den Tag der Filmpremiere gelegt hatte.
Allet noch mal jutjegangen, kann man da nur sagen, aber wie (der ungenannt bleibende Regisseur) Tilmann Köhler kriegen auch andere ihr Fett weg in "Immer geht's weiter", Werners Autobiografie, die sie sich selbst zum 70. Geburtstag im September 2013 schenkte, die aber erst jetzt fertig wurde. Noch mehr aber lobt sie: Kollegen, Regisseure, überhaupt das Ensemble-Theater alter Prägung. Man bekommt einen guten Eindruck, wie das war, Theater (und Film) in der DDR zu machen. Jedenfalls für eine Schauspielerin, die ein bisschen Glück hatte und nicht auf den Mund gefallen war.
"Na ja, die können es wagen"
Wer allerdings eine Analyse der Verhältnisse erwartet, Hintergründe oder Interna, die einen neuen Blick zulassen auf den Betrieb, der wird ebenso enttäuscht wie Freunde des geschliffenen Stils (Sätze wie "Die Arbeit des Schauspielers ist doch wirklich sehr anstrengend" sind keine Ausnahme).
Spannend sind in dieser Autobiografie die Details, wenn man etwa erfährt, wie schwer es war, es als Arbeiterkind in einen künstlerischen Beruf zu schaffen, auch im Arbeiter- und Bauernstaat, weil die Ermutigung fehlte. In ihrem Jahrgang in der Schule war sie eine von mehreren, die letztlich Schauspielerinnen wurden, aber anders als etwa Renate Krößner ("Solo Sunny") machte Werner erst mal eine Ausbildung zur Tischlerin: Die anderen hatten Kontakt „zu der Welt, in die sie jetzt wollten, eine ganz andere Verbindung als ich und von zu Hause in dieser Hinsicht bestimmt jede Unterstützung. Ich dachte, na ja, die können es wagen."
Das legendäre Gorki-Theater ... Weiterlesen auf nachtkritik.de
Video über Ursula Werner auf rbb :
Ursula Werner: Immer geht's weiter.
Autobiografie
Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2014, 240 Seiten, 17,99 Euro.
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