02/05/2019
Ost-West-Wanderung: Die Millionen, die gingen
Seit der Wende verließen Millionen Menschen den Osten und lösten eine demografische Krise aus. Erstmals zeigen Daten, was genau geschah – und warum es Hoffnung gibt.
Von Christian Bangel, Paul Blickle, Elena Erdmann, Philip Faigle, Andreas Loos, Julian Stahnke, Julius Tröger und Sascha Venohr
zeit online | 2. Mai 2019, 11:18 Uhr
In der Nacht auf den 3. Oktober 1990 sang die deutsche Staatsspitze auf dem Balkon des Reichstags die Nationalhymne. Unten auf den Straßen Berlins feierten Menschen mit Fahnen und Sektflaschen die Wiedervereinigung. Es war jene Nacht, in der die Deutsche Einheit vollendet werden und damit, so sahen es viele, auch die Abwanderung der Ostdeutschen in Richtung Westen enden sollte. Kaum jemand ahnte, dass vielen Regionen des Ostens eine neue Abwanderungswelle bevorstand, die in einer schweren demografischen Krise münden würde.
ZEIT ONLINE hat Daten über jeden der rund sechs Millionen Umzüge zwischen Ost und West ausgewertet, vom ersten durchgehend gesamtdeutschen Jahr 1991 bis zum Jahr 2017. Sie zeigen eine der am wenigsten dokumentierten deutschen Nachkriegsgeschichten. Sie zeigen, dass nach der Wiedervereinigung fast ein Viertel der ursprünglichen Bevölkerung Ostdeutschlands in den Westen zog: 3.681.649-mal gingen Menschen fort. Und sie zeigen, dass die 2.451.176 Zuzüge aus dem Westen den Niedergang vieler Orte nicht aufhalten konnten. Erstmals wird deutlich, was nach der Wiedervereinigung in allen Regionen in West und Ost genau geschah.
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